© Ralf Gantzhorn
How to?

Übernachtung auf der Hütte: Das musst du wissen!

von Theresa Aigner Erstellt am 03. Juni 2023

für Sommermenschen für Genießer*innen für Outdoor-Begeisterte für Naturfreund*innen für Familienmenschen für Kraxler*innen für Wissenshungrige für Urlaubsgestalter*innen

Warum das Wasser am Berg etwas kostet, warum du einen metallfreien Hüttenschlafsack brauchst, warum ein Eintrag ins Hüttenbuch auch „Lebensversicherung“ genannt wird und viel viel mehr, erklären wir umfassend in diesem Beitrag. Denn auf Hütten am Berg gelten nicht umsonst spezielle „Gesetze“ – über die man sich unbedingt informieren sollte, bevor man aufbricht bzw. bevor man den Rucksack packt.

Die Wandersaison steht vor der Tür und viele haben schon Ziele im Kopf, die sie heuer erreichen möchten - sei es ein spezieller Gipfel, eine bedeutende Klettertour, ein Familienabenteuer oder auch eine Weitwanderung. Und während so manche Tour gar nicht ohne Hüttenübernachtung möglich ist, ist es bei anderen die „Draufgabe“ zu einem gelungenen Tag am Berg, nicht noch am gleichen Tag wieder ins Tal absteigen zu müssen. Sondern den magischen Sonnenuntergang auf der Gaudeamushütte oder Gruttenhütte zu erleben, dann dort schlafen zu gehen und den nächsten Tag mit einem atemberaubenden Sonnenaufgang in den Bergen zu beginnen. Schöner geht es kaum, oder?

Aber: Bei aller „Hüttenromantik“ gibt’s auch handfeste Informationen und Regeln, die man unbedingt beherzigen sollte, bevor man kiloweise Zeug in den Rucksack packt und sich am Weg zu seinem Quartier in den Bergen macht.

Vor der Tour

Tourenplanung

Das gilt natürlich nicht nur für Touren mit Hüttenübernachtung, sondern generell: Am Beginn jeglicher Unternehmung in den Bergen steht die Tourenplanung. Dazu gehört sowohl das Studium der Karte, die Planung der Route, aber auch die ehrliche Einschätzung der eigenen Kondition und des eigenen Könnens, der Check von Verhältnissen vor Ort, des Wetterberichts, ggf. des Lawinenlageberichts und im Falle einer Übernachtung am Weg – die Wahl des Quartiers und die Reservierung des selbigen.

Hüttenreservierung

© Roland Schonner

Wer auf einer Hütte übernachten will, muss sich unbedingt vorab einen Schlafplatz reservieren. Denn: Der Platz auf der Hütte und somit auch die Betten sind nur begrenzt vorhanden. An einem Sommerwochenende mit schönem Wetter sind diese auch dementsprechend gut gebucht. Wer also nicht bitter enttäuscht werden will, nachdem man sich stundenlang voller Vorfreude schwitzend hinauf gekämpft hat, sollte niemals auf die Reservierung vergessen. (Anmerkung: Solltest du keine Hüttenübernachtung geplant haben, aber am Berg in eine Notlage kommen und in der Hütte Schutz suchen müssen, wirst du sicher nicht abgewiesen - auch wenn alle Plätze reserviert sind. Das gilt aber wie schon gesagt für den Notfall, nicht für eine reguläre Übernachtung.) Viele Hütten haben inzwischen auch sehr übersichtliche Online-Reservierungs-Möglichkeiten, wo man genau sehen kann, wie viele Plätze noch frei sind und mit ein paar Klicks auch sein Bett gesichert hat. Sollte es das nicht geben, funktioniert die Reservierung ganz einfach direkt beim Hüttenwirt/der Hüttenwirtin am Telefon.

- Reservierung Gaudeamushütte
- Reservierung Gruttenhüte

Absage

Das Telefon sollte man auf jeden Fall dann nutzen, wenn man – aus welchen Gründen auch immer – die geplante Tour bzw. Übernachtung NICHT antreten kann. Sei es, weil man krank wurde bevor man überhaupt aufgebrochen ist oder weil sich die geplante Route verändert hat. Etwa weil man die geplante Hütte nicht mehr erreicht und schon vorher einkehren muss oder weil man auf der Weitwanderung so gut vorangekommen ist, dass man gleich zwei Etappen zusammenhängt und eine Hütte weiter als geplant geht. Das hilft nicht nur den Hüttenleuten dabei, die Betten zu planen und „dein“ Bett jemand anderem zu geben, sondern auch deiner eigenen Sicherheit! Denn solltest du deshalb nicht auf der Hütte ankommen, weil dir am Weg dorthin etwas zugestoßen ist, wird auf der Hütte auffallen, dass du nicht da bist – und ggf. die Rettungskette in Gang gesetzt. Solltest du aber gemütlich auf der Couch liegen, weil dein Tourenpartner krank geworden ist und ihr gar nicht erst aufgebrochen seid, würde bei Nicht-Absage möglicherweise umsonst nach euch gesucht. Insofern versteht sich eigentlich von selbst, dass man in jedem Fall Bescheid gibt, wenn man nicht auf die Hütte kommt.

Achtung: Im Falle einer Absage kann es sein, dass die Hüttenwirt*innen Storno-Gebühren einheben - das obliegt der jeweiligen Hütte.

Alpenvereins/Naturfreunde-Mitgliedschaft (Bergekostenversicherung!)

© Theresa Aigner

Wer Mitglied beim Alpenverein oder den Naturfreunden ist, wird auf vielen Hütten eine Vergünstigung bei der Übernachtung erhalten. Dabei ist unerheblich, ob man als Alpenvereinsmitglied auf einer Naturfreunde-Hütte übernachtet oder umgekehrt. Hier gilt das sogenannte „Gegenrecht“, was bedeutet, dass Mitglieder beider alpinen Vereine gleich behandelt werden. Und: Eine Mitgliedschaft bei einem der beiden Vereine zahlt sich nicht nur bei Hüttenübernachtungen aus, sondern auch falls wirklich einmal der Notfall eintritt und man nicht mehr aus eigener Kraft vom Berg kommt. Denn beide beinhalten auch eine Bergekostenversicherung. Hierfür wäre auch eine Fördermitgliedschaft bei der Bergrettung empfehlenswert, denn damit bist nicht nur du im Notfall versichert, sondern du unterstützt jene, die ehrenamtlich (!) helfen, wenn wir am Berg in Not geraten.

Ich packe meinen Rucksack…

© Stefan Leitner

Wer noch nie auf einer Hütte übernachtet hat oder noch nie auf einer mehrtägigen Bergtour war, packt erfahrungsgemäß viel zu viel in den Rucksack. Wer sich also unnötigen Ballast sparen will, findet hier eine kleine Übersicht was keinesfalls im Rucksack fehlen darf, im folgenden gibt's noch weitere Ausführungen für alle die mehr wissen wollen.

Auf einen Blick:
- (warme) Wechselkleidung
- Handschuhe, Stirnband/Haube, Regenjacke
- Sonnecreme & Kopfbedeckung
- Karte/Führer/etc.
- Handy & Powerbank
- Trinkflasche & Proviant für unterwegs
- Erste Hilfe Set (inkl. Rettungsdecke/Biwaksack)
- Stirnlampe
- Wanderstöcke & Helm (je nach Tour)
- Ausweis (Alpenverein oder Naturfreunde)
- Bargeld
- Hüttenschlafsack & -patschen
- Zahnbürste, Medikamente und sonstige Dinge des persönlichen Bedarfs

Hüttenpatschen

Eigentlich selbstverständlich, dass man in der Hütte und ganz besonders in den Schlafräumen nicht mit den verdreckten Bergschuhen herumläuft, oder? Meistens gibt es deshalb gleich nahe dem Eingangsbereich der Hütte einen Bereich, wo die Schuhe ausgezogen und gegen Hüttenpatschen, die vor Aufbruch in den Rucksack gepackt wurden, ausgetauscht werden. Im Idealfall verfügt die Hütte über einen eigenen „Trockenraum“, den man zwar weniger wegen des dort vorherrschenden Duftes zu schätzen weiß, sondern weil man dort am nächsten Tag seine Berg- oder Skischuhe trocken vorfindet.

Hüttenschlafsack

Vom Camping kennen wir ja vor allem dicke, kuschelige Daunenschlafsäcke, die einem auch in kalten Nächten im Freien wohlig warmen Schlaf bescheren. Im Gegensatz zu dieser Art Schlafsack benötigt man auf Hütten nur einen sogenannten „Hüttenschlafsack“. Sie bestehen aus Baumwolle oder Seide, lassen sich ganz klein zusammenpacken und sind nicht wegen der Wärme sondern aus Hygienegründen mitzubringen! (Die obendrein sehr erfreuliche Gewichtsersparnis gegenüber einem Daunenschlafsack muss wohl nicht extra hervor gehoben werden.) In den Schlafräumen auf Hütten gibt es Decken – naturgemäß werden diese aber nicht wie in einem Hotel nach jedem Gast gewaschen, daher hüllt man sich einfach in seinen eigenen Hüttenschlafsack und deckt sich darüber mit den vorhandenen Decken zu. Auch Pölster gibt es meistens – dafür eignet sich aber meistens auch eines der eigenen Kleidungsstücke ganz gut.

WICHTIG: Der Hüttenschlafsack darf keine Teile aus Metall beinhalten! Warum? Hiermit wären wir beim unerfreulichsten Teil der Hüttenübernachtung angekommen: Bettwanzen. Die kleinen Parasiten sind darauf spezialisiert sich in Schlafplätzen von Menschen einzunisten – um sich von deren Blut zu ernähren. Aber keine Sorge: Schlimmere Erscheinungen als Bisse und damit einhergehendes Jucken – vergleichbar mit einem Mückenstich – haben die meisten Menschen nicht. Das weitaus größere Problem ist ihre rasche Verbreitung, da sie „Kosmopoliten“ sind und beinahe überall auf der Welt leben. Haben sie es sich erstmal im Schlafsack ihres Wirts gemütlich gemacht, bleiben sie nach der Hüttenübernachtung unbemerkt darin und werden so direkt auf die nächste Hütte oder nach Hause mitgenommen. Daher stecken viele Wirtsleute die Hüttenschlafsäcke ihrer Gäste bei Ankunft erstmal kurz in die Mikrowelle, da die Bettwanzen so getötet und ihre Ausbreitung eingedämmt wird. Und Detail am Rande: Bettwanzen kommen nicht nur im Matratzenlager am Berg vor, sie machen es sich genauso in Fünf-Sterne-Hotels oder bei uns zuhause gemütlich… Daher empfiehlt es sich, den Hüttenschlafsack nach der Bergtour gut zu waschen bzw. selbst in die Mikrowelle zu stecken, bevor er zum nächsten Gebrauch eingepackt wird.

Stirnlampe

© Mathäus Gartner

Keinesfalls vergessen sollte man die Stirnlampe – und zwar nicht nur, weil sie einem bei frühem Aufbruch, später Ankunft oder im Notfall (Notsignal!) gute Dienste erweist. Sie ist auch sehr praktisch, wenn man sich in der Nacht in der dunklen Hütte seinen Weg vom Matratzenlager zum Klo bahnt und dabei natürlich möglichst leise sein will, damit alle anderen nicht dadurch gestört werden…

Ohropax

Das bedarf wohl keiner weiteren Erklärung, oder? Weil: Einen Schnarcher oder eine Zähneknirscherin gibt’s garantiert. Wer sich davon nicht den Schlaf rauben lassen will, ist mit Ohropax jedenfalls gut beraten. Pro-Tip: Das Stirnband, das man bei der Bergtour ziemlich sicher ohnehin dabei hat, kann man sich nachdem die Ohropax in die Ohren gesteckt hat, einfach noch wie eine Schlafmaske über die Augen ziehen, dann ist es sowohl leise wie auch dunkel und die Chancen auf ein paar Stunden Schlaf steigen. Auch, wenn die meisten Leute auf der Hütte ohnehin nicht besonders gut oder viel schlafen.

Denn während den einen auf so mancher Hütte – neben den geräuschvollen Nachbar*innen natürlich - die ungewohnte Höhe zu schaffen macht, ist es bei anderen vielleicht die Aufregung vor der Schlüsselstelle der Bergtour des nächsten Tages, die einem den Schlaf raubt… Aber wer das kennt weiß auch: Meistens geht es dann aber sogar mit wenig Schlaf besser als gedacht – sogar durch die Schlüsselstelle…

Nur Bares ist Wahres

Auf den meisten Hütten kann man nicht mit Karte bezahlen, daher gilt es genug Bargeld dabei zu haben, um Übernachtung und Verpflegung bezahlen zu können. Also unbedingt im Tal noch beim Bankomat vorbei schauen und abheben - am besten ein bisschen mehr, als man tatsächlich braucht, falls es noch unerwartete Ausgaben (ein Kaiserschmarrn zur Nachspeise, der/die Tourenpartner*in vergisst seine Geldbörse, etc.) gibt.

Auf der Hütte

Wasser

Anders als Lokale bzw. Unterkünfte im Tal sind Hütten am Berg oftmals nicht ans Wassernetz angeschlossen. Sprich: Das Wasser, das zum Trinken, Kochen, Waschen, etc benötigt wird, wird vom Tal hinauf gebracht. Je nach Lage, geht das mit unterschiedlichen Hilfsmitteln – im „schlimmsten“ Fall braucht es dafür den Hubschrauber. Dass dieses Wasser nicht zu den gleichen Konditionen an Gäste ausgegeben kann, wie Leitungswasser, für das man einfach nur den Hahn aufdrehen muss, ist auch klar, oder? Wer sich also über hohe Wasserpreise auf der Hütte wundert, hat hier die Antwort.

Strom

Ebenso wie mit dem Wasser ist es auch mit dem Strom: Je nach Lage sind viele Hütten nicht ans Stromnetz angeschlossen. Viel mehr wird der Strom, der benötigt wird, größtenteils mittels Generatoren erzeugt, wenn möglich natürlich auch durch Sonnenkraft. Aber sowohl den Sprit für den Generator hinauf zu bringen oder auch das Errichten einer Infrastruktur für Solarstrom, erfordert im hochalpinen Raum einen weitaus höheren finanziellen Aufwand als im Tal. Um das ganze noch in Zahlen zu gießen: Während eine Kilowattstunde Strom im Tal durchschnittlich 0,40 Euro kostet, sind es im hochalpinen Raum durchschnittlich 4 Euro. Dass also mancherorts ein Beitrag fürs Aufladen des Handys verlangt wird, dürfte insofern nachvollziehbar sein, oder? Wer sich die Kosten sparen will – am besten selbst eine aufgeladene Powerbank einpacken. Damit ist man auf einer Mehrtageswanderung generell gut beraten.

W-Lan, Internet und Erreichbarkeit

© Mathäus Gartner

Apropos Handy, Akku und Co: Auf den meisten Hütten gibt es kein W-Lan, insgesamt kann es sein, dass ihr auf einer Mehrtageswanderung mehrere Tage gänzlich ohne Internet seid! Insofern: Macht euch auf keinen Fall abhängig von Online-Quellen – möglicherweise kann die Tourenbeschreibung dann unterwegs nicht mehr aufgerufen werden. Daher lautet unser Tipp: Von allen wichtigen Online-Infos vorab Screenshots machen und unbedingt auch analoge Quellen dabei haben! (Karte, Führer, ausgedruckte Tourenbeschreibung, etc..)

Müll

© Theresa Aigner

Hast du schon einmal gesehen, wie die Müllabfuhr am Berg unterwegs ist? Genau. Das gibt es nicht, zumindest nicht ab einer Höhe, wo kein reguläres Straßennetz mehr vorhanden ist. Insofern gibt es nur einen/eine, der/die dafür zuständig ist, Müll vom Berg zu entsorgen: Du selbst. Das gilt sowohl am Weg, wie auch auf der Hütte. Denn auch auf der Hütte kommt die Müllabfuhr nicht vorbei. Solltest du also nach deiner ersten Tagesetappe bereits ein Sackerl mit Jausenpapier, Bananenschale, Taschentücher, etc in deinem Rucksack haben: Nimm es auch weiterhin mit und sammle auch die darauffolgenden Tage deinen Müll darin. Solange, bis du wieder ins Tal und somit an einem öffentlichen Müllkübel vorbeikommst. Dass dieses Sackerl nicht allzu schwer wird, lässt sich auch schon beim Einpacken steuern. Wer seine Jause und Co. möglichst leicht und effizient einpackt, muss auch weniger Müll tragen.

Verpflegung

© www.hochzwei.media

Nach einer anstrengenden Tagesetappe kann man eines meistens gar nicht mehr erwarten: Das Essen! Oftmals ist es aber so, dass es auf Hütten nur zu oder bis zu bestimmten Zeiten Essen gibt. Oft steht auch ein bestimmtes „Bergsteiger-Essen“ auf der Karte, das nahrhaft aber nicht allzu teuer ist. Darüber sollte man sich insofern auf jeden Fall vorab informieren. Im Falle dessen, dass man Allergien, Unverträglichkeiten und Co. hat, sollte man sich sowieso rechtzeitig bei den Wirtsleuten erkundigen, ob man etwas, das man auch wirklich essen kann, bekommt.

Einfach sein eigenes Essen mitbringen würden wir euch nicht raten, denn auf bewirtschafteten Hütten ist es nicht erlaubt, sein eigenes Essen im Speiseraum zu konsumieren (gänzlich anders ist das natürlich auf Selbstversorger Hütten, aber das ist wieder ein anderes Thema...) Bei dem Verbot geht’s natürlich nicht um die Banane oder den Schokoriegel, den man noch im Rucksack hatte und der als Snack in der Sonne vor der Hütte verzehrt wird – das wird euch keiner verbieten. Einen Gaskocher auszupacken und seine eigenen Nudeln zu kochen hingegen schon.

Also im Idealfall wird das konsumiert, was auf der Hütte angeboten wird - bei weiteren Fragen/Überlegungen dazu, ob auf der anvisierten Hütte auch eine Selbstversorgung möglich ist, bitte unbedingt im Vorfeld bei den Hüttenwirt*innen nachfragen und sich danach richten, wie sie es auf ihrer Hütte handhaben. (Siehe Absatz unten: Der/die Besucher*in ist Gast, nicht König*in....)

Bergschuhe/Trockenraum

Das Thema hatten wir bereits am Anfang des Beitrags, also nicht vergessen: Auf der Hütte angekommen, gleich die dreckigen/nassen/stinkigen Schuhe (und evtl auch Socken!) gegen die Hüttenpatschen tauschen.

Eintrag ins Hüttenbuch

Wer auf der Hütte ankommt und hier übernachtet, muss sich ins Hüttenbuch eintragen. Dabei geht’s nicht darum, dass die Wirtsleute eure Daten für die nächste Postwurfsendung oder ihren Newsletter brauchen, sondern um etwas viel wichtigeres: Um eure Sicherheit. Denn wer im Hüttenbuch seinen Namen, das Ziel der Tour bzw. der nächsten Etappe und seine Handynummer hinterlässt, hat im Unglücksfall exorbitant bessere Chancen, Hilfe zu erhalten. Nicht umsonst wird dieser Eintrag auch manchmal „Lebensversicherung“ genannt.

Hüttenruhe/Nachtruhe

© Thomas Hennerbichler

Auf so gut wie allen Hütten gibt es eine fixe Zeit, ab der „Hütten- bzw. Nachruhe“ herrscht. Das steht zumeist gut ersichtlich im Aufenthaltsraum. Meistens ist es die Zeit von 22 bis 6 Uhr. Das hat damit zu tun, dass die Leute natürlich ausgeschlafen sein wollen für die Tour des nächsten Tages und oftmals erfordern Touren auch einen zeitigen Aufbruch. Dass da jede Minute Schlaf, die man kriegen kann zählt, ist klar. Wer sich also nicht den absoluten Unmut der anderen Hüttengäste zuziehen will, sollte folgende Tipps beherzigen:

- Am besten gleich bei der Ankunft sein Bett im Lager beziehen, dann muss man es nicht im Dunkeln mit Taschenlampe suchen bzw. herrichten

- Wer am nächsten Tag sehr früh bzw. noch in der Dunkelheit aufbrechen wird, sollte sich auch unbedingt den Rucksack für den nächsten Tag so packen bzw. das Gewand herrichten, sodass man alles griffbereit hat, und so gut wie geräuschlos das Lager verlassen kann (der Hüttenschlafsack, die Patschen und Co. werden dann einfach außerhalb des Lagers noch schnell dazu gepackt.)

Tipp: Wer also auf einer Hütte seinen Geburtstag feiern will oder ähnliches, ist gut beraten, dafür ganz bewusst eine Hütte auszuwählen, die man exklusiv für eine geschlossene Gesellschaft buchen kann und dies nicht auf einer Hütte zu tun, die bekanntermaßen zentraler Stützpunkt für Bergsteiger*innen und Kletter*innen ist.

Frühaufsteher*innen

© Stefan Leitner

Apropos geräuschlos im Dunkeln das Lager verlassen: Das gilt insbesondere für Frühaufsteher*innen, die eine längere Tour vor sich haben. Dass man sein Zeug schon am Vorabend packt und nicht im Rucksack herum kramt und raschelt, haben wir bereits erwähnt.

Eine andere Bitte wäre, sich nicht den lautesten Wecker am Handy zu stellen – sondern möglichst leise und das Handy dorthin legen, wo man es sofort zu fassen kriegt, um den Wecker auszuschalten. Nachdem viele beim Bergsteigen bzw. Wandern ohnehin Sport- bzw. Multifunktionsuhren verwenden, haben diese ziemlich sicher auch eine Alarmfunktion, die man direkt am Arm trägt und die meist auch recht unauffällig läuten/vibrieren.

Hüttenregeln sind Gesetz...

... und die Besucher*innen sind Gäste, und nicht König*innen!

Wie im folgenden Absatz nachzulesen ist, entstanden die ersten Hütten in den Bergen ganz klar als Schutzhütten (oder besser: rudimentäre Unterkünfte) für Bergsteiger*innen. Auch wenn der Komfort heutzutage in vielen Hütten um einiges höher ist als seinerzeit – auch heute noch sind sie keine Dienstleistungsbetriebe für Urlauber*innen, sondern schützende Unterkünfte in mehr oder weniger exponierter Lage. Daher sind dort Gedanken wie der „Gast ist König“ oder gar „wer zahlt schafft an“ absolut fehl am Platz. Auf der Hütte haben die Hüttenleute - die übrigens die gesamte Sommersaion 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche im Dienst sind - das letzte Wort und es gilt sich in jeder Hinsicht gemeinschaftlich und solidarisch zu benehmen.

Exkurs: Hütten-Historie am Wilden Kaiser

Welche Hütten stehen aber eigentlich auf der Südseite des Wilden Kaisers – also oberhalb von Going, Ellmau und Scheffau– und wer hat sie wann warum erbaut? Wie im Text schon mehrfach erwähnt sind das natürlich Gaudeamushütte und Gruttenhütte. Wer schon hier wandern war, ist ziemlich sicher schon einmal an einer der beiden zentralen Hütten vorbeigekommen oder sogar eingekehrt. Auch die Wochenbrunner Alm, heute Ausgangspunkt für zahlreiche Wanderungen und Bergtouren, sah um 1900 ganz anders aus (siehe Foto). Wo heute ein stark frequentiertes Ausflugsgasthaus steht, Wildpark und Almladl inklusive, fanden Wandersleute einst nicht viel mehr als eine einfache Unterkunft vor. Bewirtschaftet wurde sie in den 1890er Jahren von der „Wochenbrunner Marie“, einer jugendlichen Sennerin, die den völlig erschöpften deutschen Alpinisten Erich König nach einer grenzwertigen Bergtour sogar gefüttert haben soll – was die lebenslange Freundschaft der beiden zur Folge gehabt habe, so die Überlieferung.

Die ersten Hüttenbauprojekte gingen mit dem Eisenbahnanschluss und der wachsenden Bergbegeisterung der Städter*innen, die sich im Alpenverein organisierten, einher, wie Gebi Bendler in seinem Buch über 200 Jahre Alpingeschichte am Wilden Kaiser, schreibt. Bereits 1877 gab es demnach erste Pläne der Alpenvereinssektion München, in etwa dort, wo heute die Gruttenhütte steht, eine Hütte zu bauen. Dazu kam es vorerst nicht, die ersten rudimentären Unterkünfte für Bergsteiger entstanden vorerst an der Nordseite des Wilden Kaiser, die allererste im gesamten Kaisergebirge war die Hinterkaiserfeldenalm.

Die erste bewirtschaftete „richtige“ Alpenvereinshütte war die ebenfalls auf der Nordseite gelegene Hinterbärenbadalm, wo die legendären Eheleute Nani und Paul Horngacher als Hüttenwirt*innen gewonnen werden konnten. Als ausgewiesene Gebietskenner*innen hatten sie nicht nur Antworten auf die Fragen der Alpinist*innen, beide fungierten als „Gelegenheitsbergführer*innen“ und Nani zeigte so manchem Bergsteiger den Weg auf die Ellmauer Halt, in einer Zeit als dort noch keine Drahtseile und Metallstifte oder Markierungen zu finden waren. 1884 verzeichneten die beiden schon 400 Besucher auf der Hütte – und diese Zahl steigt rasant weiter. So fasste man den Plan, ein großes, hotelartiges Alpengasthaus zu erbauen – das Anton Karg Haus. Es brannte zwar 1899 bis auf die Grundmauern ab, wurde aber sofort wieder aufgebaut. Auf der Nordseite wurde im Jahr 1900 außerdem die Vorderkaiserfeldenhütte von der Alpenvereinssektion Oberland aus München kontinuierlich umgebaut, 1902 kam als Ausgangspunkt für die meisten Klettertouren außerdem noch das Stripsenjochhaus hinzu.

Grutten- und Gaudeaumushütte entstehen

Auf der Südseite erbaute die Alpenvereinssektion Turner-Alpen-Kränzchen im Jahr 1900 nun endlich die Gruttenhütte, wozu es wie oben erwähnt ja bereits seit 1877 Pläne gab. 1899 war auch die Gaudeamushütte, der akademischen Sektion Berlin, die wie eine elitäre Studentenverbindung organisiert war, auf der Südseite hinzu gekommen. Dabei war die Hütte anfangs eine „Selbstversorgerhütte“ mit äußerst interessantem Konzept: Ein gewisser Emil Pott, der getrost als Feinschmecker bezeichnet werden kann, stattete die Hütte mit Konservendosen aus. Die darin befindlichen Gerichte entsprachen der Klientel, die vor allem dem wohlhabenden, städtischen Bürgertum entsprang: Kalbskopf en torture, Rindszunge mit Sauce oder Reh- und Hasenbraten fanden sich in den Proviantkörben genauso wie Räucherlachs fürs Frühstück oder Wein, der besser war als alles, das in den Talgasthöfen ausgeschenkt wurde. Und natürlich durfte auch der Champagner nicht fehlen! Das System der damaligen Gaudeamushütte bewährte sich allerdings nicht – die Kassen waren nämlich genauso leer wie die Proviantkörbe selbst. Daher entschied man sich 1911 die Hütte zu bewirtschaften – was bis heute so blieb. Allerdings wurde die Hütte bis heute nicht nur vergrößert, sondern an anderer Stelle komplett neu aufgebaut, nachdem sie eine Lawine 1924 gänzlich zerstört hatte. Und an dieser Stelle steht sie bis heute sowohl für Tages- wie auch Übernachtungsgäste bereit.

Theresa Aigner

Als gelernte Journalistin freut sich die nunmehrige Presse-Verantwortliche der Region Wilder Kaiser immer, wenn sie einen Beitrag für unseren Blog gestalten darf. Egal ob Bergsport, Kulinarik, Politik oder Kultur – diese Frau hat zu jedem Thema tausend Fragen und stellt sie schon mal in einer Geschwindigkeit, dass ihren Gesprächspartner*innen hören und sehen vergeht. Nur gut, dass Theresa die vielen Gespräche mit interessanten Menschen aus der Region am liebsten schriftlich dokumentiert – und hier genug Platz zum Teilen hat.

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1 Kommentar(e)

Andreas Zipf

06.01.2024 - 22:55 Uhr

Hallo, wäre ja auch sinnvoll, mal zu schreiben, welche Hütten zum Übernachten es am Wilden Kaiser gibt. Oder zumindest einen Link angeben zu einer Internet-Seite, die diese Informationen bietet. Vg Andreas Zipf

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