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Skyrace, Marathon und Co.: Das "Lauf-Fest" in Scheffau am Wilden Kaiser

Das war der Kaiserkrone Trail 2022

von Theresa Aigner Erstellt am 11. Juli 2022

für Adrenalin Junkies für Outdoor-Begeisterte

Die zweite Ausgabe des Berglauf-Events in Scheffau sorgte wieder für unvergessliche Momente und Eindrücke: Vom Kinderlauf über den „Local“-Sieg beim Skyrace durch Dominik Matt bis hin zur überragenden Zeit der Marathon-Gewinnerin Rosanna Buchauer. Ein kurzer Rückblick aufs Rennwochenende.

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Wenn eine Veranstaltung bereits bei der ersten Ausgabe alle begeistert, dann ist das sehr erfreulich – legt die Erwartungshaltung für die zweite Ausgabe aber ganz schön hoch. Im Fall des „Kaiserkrone Trails“, der 2022 eben zum zweiten Mal in Scheffau am Wilden Kaiser über die Bühne ging, steht in der Rückschau auf die Veranstaltung fest: Die Erwartungen wurden mehr als erfüllt – und zwar bei Teilnehmer*innen, Zuseher*innen und Veranstalter*innen.
So hat das Skyrace aufgrund seiner extrem technischen und fordernden Strecke erneut für große Begeisterung bei den Läufer*innen gesorgt – und wenn wir ganz ehrlich sind, wohl auch für den einen oder anderen kurzen Moment, in dem auf der Strecke auch mal tief geatmet werden musste. Denn die Strecke trägt nicht umsonst das Prädikat „spektakulärstes Skyrace Österreichs“.

Für den diesjährigen Sieger, Dominik Matt aus Niederndorf und damit beinahe „Local“ am Wilden Kaiser, war das jedenfalls kein Problem – auch wenn er die Strecke nicht durchgehend zu 100 Prozent ausreizen konnte, nachdem es in der Nacht vor dem Rennen ordentlich geregnet hat und es an manchen Stellen noch feucht war. Insgesamt hat das zum Glück kein Problem dargestellt und alle Starter*innen haben das Rennen am Samstag bei perfektem Laufwetter – morgens noch leicht bewölkt, später strahlender Sonnenschein - unverletzt beendet.

„Die Strecke ist technisch schwierig und für die meisten sicherlich grenzwertig – bei Schönwetter aber ein Traum“, resümiert Dominik Matt, der auch im Vorjahr schon unter den Top 10 war. Was die Platzierung betrifft, ist er mit seiner heurigen Leistung absolut zufrieden, auch wenn er sein Ziel, diesmal in unter 3:40 Stunden ins Ziel zu kommen, nicht erreicht hat, was mitunter auch der Restfeuchte auf der Strecke geschuldet war.

Welcher Abschnitt ihm am meisten Freude bereitet hat? „Der erste Aufstieg von Scheffau aus Sonneck, da mir bergauf am besten liegt und auch am meisten Spaß macht“, verrät Dominik. Insofern nicht ganz verwunderlich, dass ihn hingegen der Abstieg vom Sonneck auf die Nordseite hinunter am meisten gefordert hat.

Spitzenleistungen trotz Fulltime-Jobs

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Für die Skyrace-Zweitplatzierte bei den Frauen, Miria Meinheit, war das hingegen das absolute Highlight der Strecke – sie beschreibt sich als „leidenschaftliche und ambitioniert Downhill-Läuferin“, was auf dieser Strecke auf jeden Fall von Vorteil ist. Dafür war für Miria der zweite Uphill, also der Anstieg über den Widauersteig auf den Scheffauer, am forderndsten – „da habe ich die beinahe 3000 Höhenmeter in den Beinen schon ordentlich gespürt“, sagt Miria, die 10 Minuten hinter der Gewinnerin aus Frankreich, Cloé Prud’homme, ins Ziel kam. Der extrem technische Charakter der Strecke konnte sie nicht schrecken – Miria kommt eigentlich vom Bergsteigen und Klettern und ist somit bestens mit schwierigem, alpinem Gelände vertraut.

Was der Uphill-Profi und die Downhill-Spezialistin – neben ihrem Alter, sie sind beide 30 Jahre alt – übrigens noch gemeinsam haben: Sie beide betreiben das Laufen nicht hauptberuflich, im Gegenteil. Beide arbeiten in Fulltime-Jobs. Dominik als Serviceberater bei BMW Unterberger Automobile, Miria als Anästhesistin auf einer Intensivstation. Und so unterschiedlich ihre Jobs sind: Im Lauf- bzw. Bergsport finden ganz offensichtlich beiden den besten Ausgleich zu ihrem beruflichen Alltag.

Traum-Story beim Marathon Trail

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Obwohl das Skyrace einen der Großteil der Aufmerksamkeit beim Kaiserkronetrail auf sich zieht – eine wahre „Traum-Story“ hat sich heuer auf der Marathon-Strecke abgespielt. Dafür gesorgt hat Rosanna Buchauer, Gewinnerin bei den Frauen. Mit einer Zeit von 07:13:58,08 hat sie nicht nur souverän den Sieg bei den Frauen geholt, sondern auch den dritten Platz in der Gesamtwertung hinter den zwei schnellsten Männern belegt. Auf den zweiten Platz haben dabei überhaupt nur 10 Sekunden gefehlt, auf den ersten nicht einmal 10 Minuten.

Ob sie selbst mit dieser Spitzenzeit gerechnet hätte oder es gar auf den ersten Platz in der Gesamtwertung abgesehen hatte? „Haha, also schneller ist natürlich immer gut, aber dass ich so weit vorne – auch bei den Herren – landen würde, hätte ich nie gedacht“, sagt Rosanna Buchauer äußerst bescheiden auf unsere Nachfrage dazu. Sie war heuer erstmals am Start bei der Kaiserkrone, manche Teilabschnitte kannte Rosanna aber schon von früheren Berg- und Lauftouren. Kein Wunder, die 32-Jährige arbeitet nicht allzu weit weg, in Innsbruck bei der Tirol Werbung im Projektmanagement –Rosanna ist also ebenfalls keine hauptberufliche Läuferin.

Eindrücke vom Rennwochenende

Tipps von der Gewinnerin für lange Distanzen

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Wenn auch nicht hauptberuflich - Rosanna hat aber in den vergangenen zwei Jahren immer professioneller trainiert und an einigen nationalen und internationalen Rennen teilgenommen. Dabei schätzt sie generell die weiteren Distanzen: „Am liebsten mag ich Strecken zwischen 40 und 60 Kilometer“, verrät sie uns, auch wenn sie das Skyrace beim Kaiserkrone Trail „sehr interessant fände – vielleicht schaue ich mir das ja nächstes Jahr an“. Diesen Sommer steht aber Training für lange Distanzen am Plan, insofern war der Marathon der perfekte Bewerb für sie.

„Die Strecke ist super cool, mich hat insbesondere der technische und felsige Teil gereizt – und natürlich der Downhill zum Schluss.“ Wo sie am meisten zu kämpfen hatte? „Besonders der Abschnitt von km 35 bis 45 war sehr fordernd, weil es da sehr anstrengend war und die Gruttenhütte gefühlt nicht näher kam!“ Für all jene, die sich im kommenden Jahr erstmals am Marathon versuchen wollen, hat Rosanna auch ein paar Tipps zur Vorbereitung auf Lager: „Lange und lockere Einheiten in den Bergen machen, auch im Training mal mehrere Anstiege und Downhills kombinieren und einfach lange unterwegs sein. Es kann auch eine lange Wandertour sein, wichtig ist, dass der Körper auf die vielen Stunden vorbereitet wird.“

Speed-Trail Siegerin in ihrer ersten Trail-Saison

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Wer es lieber kurz und knackig mag, der bzw. die ist beim Kaiserkrone "Speed Trail" richtig - hier gehts auf 20,4 Kilometern bzw. 1430 Höhenmetern auf wunderbaren Trails entlang der Südseite des Wilden Kaisers. Bei den Frauen hat Nora Havlinova gewonnen - sie ist keine Unbekannte am Wilden Kaiser, gemeinsam mit anderen Athlet*innen hat sie wenige Wochen vor dem Kaiserkrone Trail an einem Trailrunning Camp in Scheffau teilgenommen. Ob ihr das geholfen hat? "Dass ich davon Teile der Strecke schon kannte, hat mir irrsinnig geholfen", verrät Nora. Wobei nicht unbedingt so, wie so mancher nun denken mag.

"Mir hat es mitunter deshalb geholfen, weil wir damals einen 'Sonnenaufgangs-Berglauf' gemacht haben und dabei war ich so glücklich, dass ich mir während dem Wettbewerb auch immer wieder diese Bilder und positiven Emotionen zurückgeholt habe, das hat mich noch mal extra motiviert."

Was ihr an der Speed Trail Strecke besonders gefallen hat? "Die Strecke ist sehr abwechslungsreich. Es gibt wurzelige Abschnitte, Forststraßen, Geröll und Felsen - das hat es für mich sehr kurzeweilig gemacht. Außerdem war entlang der Strecke viel los und natürlich die tollen Ausblicke - da hat man gar nicht die Zeit, darüber nachzudenken, ob es anstrengend ist. Ich konnte mich gleich mal an die Spitze unter den Frauen setzen, das hat mir natürlich noch zusätzlichen Antrieb verliehen - in meinem ersten Jahr bei Trailrunning Bewerben", so Nora die eigentlich vom Straßen- bzw. Bahnlauf kommt. Wir dürfen also davon ausgehen, dass wir sie noch öfter auf Trails sehen werden.

Familie, Freund*innen und Publikum als „Doping“

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Auf die Frage danach, was Läufer*innen motiviert und zum Weiterlaufen anspornt, wenn es schon richtig „zach“ ist - eine Sache haben alle als ihr wichtigstes „Doping“ genannt: Freund*innen, Familie und Zuseher*innen, die einen entlang der Strecke anfeuern und pushen. Dementsprechend geht ihr Dank auch einmal mehr an alle, die angefeuert haben und die Veranstalter*innen, die nicht nur für perfekte Bewerbe, sondern auch die richtige Stimmung am Rennwochenende gesorgt haben. „Danke an die Veranstalter*innen, die vielen Helfer*innen vor Ort und auf der Strecke und natürlich die Bergrettung. Nur dank euch allen ist so ein Rennerlebnis möglich“, bedankt sich Rosanna Buchauer sehr herzlich. Und so viel dürfte auch feststehen: Dominik, Miria, Nora und auch Rosanna waren ganz bestimmt nicht das letzte Mal am Wilden Kaiser unterwegs – wer sie nicht bei diversen Lauf-, Kletter- oder Bergtouren im Sommer trifft, kann sich schon auf die Tour de Tirol im Oktober in Söll und die nächste Ausgabe des Kaiserkrone Trails freuen, dort wird man den einen oder die andere sicher wieder begrüßen dürfen.

Apropos nächstes Jahr: Der Termin für die kommenden Ausgabe des Kaiserkronetrails steht schon fest! Und wer sich noch alle Ergebnisse des Kaiserkrone Trails 2022 genau anschauen möchte, kann das hier machen - in der Presseaussendung findet ihr schön kompakt die jeweils schnellsten Drei pro Bewerb.

Mehr Bilder vom Rennwochenende

Save the Date: Kaiserkrone 2023

Für alle, die sich die nächste Ausgabe keinesfalls entgehen lassen wollen, gibt es gute Nachrichten: Von 23.-24. Juni 2023 wird wieder um und über den "Koasa" gelaufen! Alle Infos gibt es hier.

Alle Bilder: Kaiserkrone Trail/Andi Frank und www.sportshot.de

Theresa Aigner

Als gelernte Journalistin freut sich die nunmehrige Presse-Verantwortliche der Region Wilder Kaiser immer, wenn sie einen Beitrag für unseren Blog gestalten darf. Egal ob Bergsport, Kulinarik, Politik oder Kultur – diese Frau hat zu jedem Thema tausend Fragen und stellt sie schon mal in einer Geschwindigkeit, dass ihren Gesprächspartner*innen hören und sehen vergeht. Nur gut, dass Theresa die vielen Gespräche mit interessanten Menschen aus der Region am liebsten schriftlich dokumentiert – und hier genug Platz zum Teilen hat.

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