Sicher in den Winter: Das rät der Bergretter

Roman Hofer ist Ortsstellenleiter der hiesigen Bergrettung und erklärt für den Wilder Kaiser Blog, worauf es beim Wintersport im alpinen Gelände ankommt.
von Theresa Aigner
Als gelernte Journalistin freut sich die nunmehrige Presse-Verantwortliche der Region Wilder Kaiser immer, wenn sie einen Beitrag für unseren Blog gestalten darf. Egal ob Bergsport, Kulinarik, Politik oder Kultur – diese Frau hat zu jedem Thema tausend Fragen und stellt sie schon mal in einer Geschwindigkeit, dass ihren GesprächspartnerInnen hören und sehen vergeht. Nur gut, dass Theresa die vielen Gespräche mit interessanten Menschen aus der Region am liebsten schriftlich dokumentiert – und hier genug Platz zum Teilen hat.
Mehr über Theresa AignerIn diesem Winter ist zwar alles anders - Rodeln macht aber genau so viel Spass wie immer, bei aktuell winterlichen Bedingungen vielleicht sogar noch ein bisschen mehr.
Aber nicht nur das Skigebiet macht es möglich, sondern auch die Rodel- und Skiverleiher der Region, die trotz schwieriger Situation geöffnet haben. So auch der Rodelverleih Hohe Salve in der Talsation in Söll. Und auch wenn viele, die hier leben, selbst eine Rodel besitzen: Ich habe keine und war sehr froh, mir eine ausleihen zu dürfen. Natürlich nicht ohne Beratung, denn wer jetzt glaubt Rodel ist gleich Rodel, irrt gewaltig. Da gibts zum Beispiel die Rennrodel, die Sportrodel, die Tourensportrodel, die Torggler-Rennrodel, die Kinderrodel, die Familenrodel und und und. Dabei unterscheiden sich die einzelnen Modelle vor allem in ihrer Kufenneigung und in ihren Lenkeigenschaften. Manche sind besser für eisige und harte Bahnen geeignet, andere eher für weichere Bahnen, manche sind Zweisitzer, auf den meisten Rodeln hat aber nur ein Hintern Platz. Und manche sind für „verrückte Leute“, wie mir Rodelverleih-Mitarbeiter Csaba mit einem Augenzwinkern erklärt.
Denn so eine Sportrodel geht „locker 60 km/h“ - bei den richtigen Verhältnissen versteht sich. Aber solange man die Rodelbahn mit anderen teilt, liegt das definitiv über der maximal zulässigen Höchstgeschwindigkeit! Apropos Höchstgeschwindigkeit: Auf der Rodelbahn gilt zwar nicht die StVo - ein paar wichtige Regeln gilt es aber trotzdem zu beachten, etwa, auf andere Rodelbahnbenützer*innen Rücksicht zu nehmen, kontrolliert und auf Sicht zu fahren, keine Hunde mitzubringen, keine Skischuhe anzuziehen und vielleicht am wichtigsten: Keine Beeinträchtigung durch Alkohol!
Diese Regel scheinen viele Rodler*innen immer wieder mal zu vergessen, daher werden sie auch beim Rodelverleih darauf hingewiesen, dass „man sich die letzte Ölung in der Moonlightbar (Söller Apres-Ski-Institution, Anm.) lieber nach der letzten Abfahrt gibt“, scherzt Herbert Eisenmann, Inhaber des Rodelverleihs an der Talstation in Söll im Gespräch. Aber nachdem die Gastronomie geschlossen bleiben muss, Apres-Ski in diesem Jahr ohnehin nicht stattfindet und Abends die Rodelbahn nicht in Betrieb ist, ist das - für meinen Geschmack - neben dem vielen Platz möglicherweise eine der besten Randerscheinungen dieses Winters unter besonderen Vorzeichen.
2003 hat Eisenmann den Rodelverleih von Franz Stoll Senior übernommen, damals noch im Gebäude des alten 2er-Sessellifts, der einst Skifahrer und Rodler nach Hochsöll brachte. Damals hatte er 50 Rodeln im Verleih, der nur Abends und am Wochenende geöffnet hatte. Heute steht das Gebäude des 2er-Sessellifts schon lange nich mehr und selbst die Gondel, die ihn einst ersetzte, wurde in diesem Sommer durch eine hochmoderne, neue 10er-Gondel ersetzt. Und anstatt der 50 alten Rodeln, hat Herbert Eisenmann heute 300 Erwachsenen-Rodeln und einige Modelle für Kinder in seinem Verleih (allesamt vom Tiroler Unternehmen Kathrein), der direkt in der Talstation vom „Hexenwasser“ zu finden ist und 7 Tage die Woche geöffnet hat.
Auch für seinen Betrieb ist in diesem Winter alles anders, entmutigen lässt sich Herbert aber keineswegs. Sein internationales Team beschäftigt er auch in diesem Jahr - zwar mit ein paar weniger Stunden, aber seinen Job verloren hat bei ihm niemand. Das habe er ihnen gleich am Anfang der Saison gesagt, wo noch niemand wusste, ob es einen Winter mit Gästen geben wird: „Wie auch immer das ausgeht, ihr kommt’s auf jeden Fall wieder zu mir.“ Denn er wisse genau, was er seit Jahren an seinen Mitarbeiter*innen hat und er weiß ebenso, dass er sie alle in den nächsten Jahren brauchen wird und keinen von ihnen verlieren will.
Einer aus diesem Team ist Csaba, der mir bei meinem Recherche-Besuch die Torggler-Rennrodler empfiehlt, mein Begleiter nimmt natürlich die für „verrückte Leute“ (das war mir in dem Moment klar, als Csaba beim Vorstellen aller Rodeln die Worte ausgesprochen hat). Das bringt ihm heute aber auch nichts - der Neuschnee macht uns beide langsam, ihn noch ein bisschen mehr als mich und so bin ich tatsächlich mit minimalen Vorsprung als erste bei der winterlich schönen Stampfanger Kapelle, und damit am Ende des Hexenritts, angelangt.
Für die zweite Abfahrt wählen wir faire Verhältnisse: Wir starten beide mit der klassischen Rennrodel, davon gibt es die meisten im Verleih. Damit sind wir ob des „Tiefschnees“ auch keineswegs in den Bereich der höchstzulässigen Geschwindigkeit gekommen und diesmal verliere ich das Rennen - was ganz sicher nichts mit mangelhafter Technik sondern einzig mit meinen leichten Gewichtsnachteil zu tun hat. Mit diesem „Unentschieden“ beenden wir das Rodel-Match und bringen Csaba die Rodeln zurück - und wissen, dass das sicher nicht die letzte Rodelpartie gewesen sein wird...
Denn neben dem 3,2 Kilometer langen „Hexenritt“ gibt’s in Söll ja auch noch die Mondrodelbahn (4 Kilometer lang), die „normalerweise“ Abends auch als beleuchtete Rodelbahn genutzt wird - nachdem es uns die nächtliche Ausgangssperre aktuell unmöglich machen würde, das Angebot zu nutzen, ist sie derzeit nicht in Betrieb.
Und auch in Going bzw. Ellmau lässt es sich hervorragend rodeln: Dort wartet die Astberg Rodelbahn (4,5 Kilometer) auf alle, die Richtung Ellmau auf zwei Kufen ins Tal abfahren wollen. Und natürlich gibts’ auch dort Möglichkeiten sich vor Ort eine Rodel auszuleihen.
Für alle, die derzeit keine Möglichkeit zum Rodeln haben, sich aber sicherheitshalber schon mittels „Trocken-Übungen“ auf die nächste Rodelpartie vorbereiten wollen, haben wir hier noch ein paar Fahrtechnik-Tipps vom Rodel-Erzeuger Kathrein:
1.) Geradeaus fahren: Man sitzt bzw. liegt bequem und hält mit einer Hand den Lenkriemen. Die Beine sind gestreckt und liegen locker außen an den vorderen Kufenenden an.
2.) Bremsen: Beide Füße knapp neben den Kufen eher flach auch den Boden aufsetzen. Man kann die Rodel auch vorne an den Holmen etwas anheben.
3.) Lenken: Funktioniert durch Gewichtsverlagerung, seitlichem Druck auf die entsprechende Kufe sowie durch ziehen am Lenkriemen. Vor der Kurve: In einer Linkskurve zieht man (mit der rechten Hand) am Lenkriemen die linke Kufe etwas hoch, das linke Bein dabei etwas anheben und zudem wird das rechte Bein außen gegen die rechte Kufe gedrückt. Bei engen Kurven kann man zusätzlich den freien Arm nach hinten ausstrecken und damit in den Schnee greifen. Die Rechtskurve funktioniert genau umgekehrt. Leichte Kurven lasse sich sogar nur mit Anheben des Beins und Gewichtsverlagerung fahren.
Und zu guter letzt noch ein paar Ausrüstungs-Tipps, für alle die sich weder verletzen noch frieren wollen: Auf keinen Fall Skischuhe, sondern feste Winterschuhe bzw. Bergschuhe anziehen, Helm und Skibrille aufsetzen und eh klar: Handschuhe und winterfeste Kleidung tragen. Dann steht dem Rodelvergnügen nichts mehr im Wege! Alle Infos zu den geöffneten Rodelbahnen, zum Rodelverleih und zum sicheren Rodeln gibts auf unserer Website unter wilderkaiser.info.
Artikel von Theresa Aigner
Als gelernte Journalistin freut sich die nunmehrige Presse-Verantwortliche der Region Wilder Kaiser immer, wenn sie einen Beitrag für unseren Blog gestalten darf. Egal ob Bergsport, Kulinarik, Politik oder Kultur – diese Frau hat zu jedem Thema tausend Fragen und stellt sie schon mal in einer Geschwindigkeit, dass ihren GesprächspartnerInnen hören und sehen vergeht. Nur gut, dass Theresa die vielen Gespräche mit interessanten Menschen aus der Region am liebsten schriftlich dokumentiert – und hier genug Platz zum Teilen hat.
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