© Dominic Ebenbichler
Ein Mal Hölle und Retour:

EliteRun Sieger Gerald Bauer über den Trailrun der Superlative

von Gerald Bauer Erstellt am 08. Mai 2019

für Adrenalin Junkies für Outdoor-Begeisterte

Es ist ein Sportevent für Hartgesottene – der Kaiserkrone Trail, bei dem es 58 Kilometer und 3.500 Höhenmeter rund um den Wilden Kaiser zu überwinden gilt. Wie es dem Sieger und Extremsportler Gerald Bauer beim Rennen 2018 ergangen ist, lest Ihr hier.

Mein EliteRun 2018

Ich hatte den EliteRun schon länger auf dem Radar, da Freunde aus der Gegend rund um den Wilden Kaiser nicht müde wurden von der Region, den Trails und dem Format des Rennens zu schwärmen, und darum war ich umso erfreuter, als ich die Nachricht bekam, dass ich eine der begehrten Wildcards ergattern durfte. Darum war ich so richtig „heiß drauf“. „Heiß drauf“ nicht nur wegen dem Wettkämpfen, sondern wegen dem Gesamtpaket: Als Familienvater meiner 4-jährigen Tochter Clara und meiner ebenso sportlichen Ehefrau Christina, die mich zu jedem Wettkampf begleiten, möchte ich ihnen auch immer was bieten und so verbringen wir meist zwei bis drei Nächte am Wettkampfort. Eines vorweg: In Scheffau und dem Wilden Kaiser Gebiet wären wir auch sehr gerne noch ein paar Tage länger geblieben. Aber jetzt erstmal zum Rennen.

Startschuss

© Dominic Ebenbichler

Ich hatte eigentlich einen richtig schlechten Tag, fühlte mich die Tage zuvor auch nicht besonders und kam in den frühen Morgenstunden des Renntages auch so überhaupt nicht in Schwung. Ich freute mich aber trotzdem sehr auf dieses Rennen, ihren Trails und die Erlebnisse, Eindrücke und Erfahrungen die ich bestimmt wieder machen würde. Nicht mal eine halbe Stunde nach dem Startschuss ein erstes Highlight, der Hintersteiner See, wunderschön gelegen und eigentlich viel zu schade im Renntempo vorbei zu laufen! „Gute Miene zum bösen Spiel“ hieß da mein Motto auf den Fotos die dort von mir gemacht wurden und nicht lange und ich musste beim ersten etwas längeren Anstieg von der Spitzengruppe abreißen lassen. Rasch fand ich mich auf Position 6 im Rennen wieder.

© Dominic Ebenbichler

TrailTief statt Runner's High

Ich wollte mir keinen Stress machen, lief einTempo knapp unter meinem persönlichen Limit weiter und war überzeugt, irgendwann kommt das sogenannte „Runner´s High“ und ich würde zulegen können. So konnte ich sogar den wunderschönen Abschnitt rund um den Bettlersteig landschaftlich echt ein wenig genießen. Ich übte mich in Geduld, aber der „Flow“ kam einfach nicht und es war so eine Qual, dass ich ca. bei Kilometer 18, wo meine Frau, meine Tochter und eine sehr gute Bekannte mich anfeuerten, echt überlegte ob das so überhaupt noch Sinn machen würde, denn um jetzt schon so fertig zu sein ist es einfach noch viel zu lange ins Ziel.

Aber nachdem ich noch nie in meinen 25 Jahren Wettkampfsport ein Rennen aufgegeben habe, nur weil ich „nicht mehr mochte“ oder glaubte „nicht mehr zu können“, wurde dieser Gedanke relativ rasch noch im Keim erstickt…. Außerdem halfen mir die zahlreichen Leute bzw. Wanderer, die uns auf der Strecke anfeuerten, über dieses „TrailTief“ hinweg.

Ein Lichtblick: Die Labestation

Das von mir im Vorfeld formulierte Zwischenziel, die einzige Labestation des Rennens (bei Km 28) sehnte ich herbei und nutzte die Gelegenheit meine Speicher aufzufüllen. Ich wusste wenn ich etwas von den zehn Minuten Rückstand auf die Spitze gutmachen möchte, dann nur, wenn ich wieder richtig Energie habe und die Lebensgeister zurückkehren. Andi Eisenmann von „crossthealps“, der selbst leider aufgrund einer Verletzung nicht an den Start gehen konnte, betreute diese Labestation und briefte mich im Eildurchgang über den weiteren Streckenverlauf des Rennens.

Da erkannte ich meine Chance. Einen über 1000HM langen Anstieg und am Ende eine technisch schwierigere Trailpassage/Klettersteigpassage. Bereits am Ende des langen Anstiegs konnte ich drei Plätze gut machen und holte mir durch diese „Motivatoren“ neue Energie und ja da war es:

Mein so lange herbei gesehntes Runner´s High, mein TrailFlow, mein Rennen

Ich wusste in diesem Zustand kann ich so schnell laufen wie nur irgendwie möglich und solange ich genügend Energie zuführe kann ich eigentlich kein Tief mehr haben geschweige denn „eingehen“. Genau das tat ich und gab GAS! Nach zwei weiteren überholten Läufern am Much-Wieser-Steig und Jubiläums-Steig und der Information, dass ich nur mehr zwei Minuten hinter dem Führenden Marcus Burger war, wagte ich das erste Mal einen Blick auf meine GPS-Uhr wie das Streckenprofil noch bis zum Schluss ausschaut.

Die einzige Chance auf Platz eins

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Ich wusste, dieser letzte, in etwa 300HM Anstieg muss es werden, bevor es rund acht Kilometer hinab ins Ziel geht, denn im Downhill war ich mir nicht sicher ob ich auch nur eine Minute auf den sehr stark laufenden Marcus Burger gut machen könnte. An einer Lichtung erkannte ich den Führenden, lief auf, wartete den richtigen Moment ab, überholte und verschärfte so das Tempo, dass Marcus mir in diesem Moment nicht mehr folgen konnte. Ich merkte dass er nicht mehr „dran war“, aber ich nahm mir vor mich bis zum Ziel NICHT umzudrehen und einfach „nur“ mein Maximum zu geben um diese Führung nicht mehr aus der Hand zu geben.

Zwei Kehren vorm Ziel wagte ich dann den ersten Blick zurück und als ich auf einer langen Geraden erkannte, dass niemand von hinten „heranfliegt“, realisierte ich das erst mal, wie dieser, so katastrophal begonnene Tage enden würde….. MIT EINEM SIEG….. ein Mal „Hölle und retour“…. Schlussendlich konnte ich sogar den Streckenrekord um exakt 30 Minuten verbessern und dem Zweitplatzierten im Downhill noch fünf Minuten abnehmen. Ich war überglücklich meine Familie und meine Freunde als erste Gratulanten im Ziel sehen zu dürfen und genoss in vollen Zügen.

We (all) are the champions!

Natürlich wartete ich auch noch auf die restlichen Teilnehmer, ich hab, so wie wahrscheinlich jeder Teilnehmer auch, ALLE Finisher beim Zieleinlauf gesehen, denn es war so eine super familiäre Stimmung, dass man das Bedürfnis hatte jedem zu applaudieren, obwohl man die meisten Sportler erst am Vortag das erste Mal getroffen hatte. So war dann auch die Siegerehrung eine super feine Sache mit unglaublich netten Gesprächen und einem besonderen Spirit!

Eine Region, die die ganze Familie begeistert

Nach einem sensationell guten Abendessen in einem Berggasthof in Scheffau freute ich mich schon auf den Tag nach dem EliteRun, den ich schon als gemeinsame Familienunternehmung mit einer sehr gut befreundeten Familie zum Hexenwasser in Söll geplant hatte. Ehrlich gesagt konnte ich mir unter einer Bergerlebniswelt im Vorhinein nicht wirklich was vorstellen, aber ich kann nur sagen, da kam nicht nur ich, sondern ALLE, vor allem die Kids nicht zu kurz! Ein unglaublich tolles Ausflugsziel, das ich in so einer Art noch nicht oft erleben durfte! Und dann haben wir erfahren, dass es in und um der Region noch weitere Bergerlebniswelten für die ganze Familie gibt, jede anders gestaltet. Da gibt es noch viel zu entdecken.

Wir kommen auf jeden Fall wieder! Und dann bleiben wir aber im besten Fall gleiche eine ganze Woche, denn es gibt noch so viel zu erleben und zu entdecken….

Wir freuen uns schon drauf!

Euer Gerald

Gerald Bauer

Der passionierte Extremsportler Gerald Bauer hat seine Leidenschaft zum Beruf gemacht und arbeitet als Trainer im Olympiazentrum Salzburg/Rif. Er ist nicht nur in der Rad- und Laufsportszene ein bekanntes Gesicht, sondern hat sich auch als Trainer von namhaften Sportlern einen Namen gemacht. Als Vater von zwei zauberhaften Töchtern versteht er es den Spagat zwischen Training und Familie perfekt zu meistern: Mit seiner ebenfalls sportlichen Frau Christina und den Kids verbindet er sportliche Aktivitäten mit familiären Unternehmungen.

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