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Dialekt ABC

G wie G’spusi, g’schiascht & G’frast

von Wilder Kaiser Erstellt am 03. Dezember 2025

für Kulturinteressierte

Das „G“ gehört zu den beliebtesten Buchstaben im Tiroler Dialekt – weil hier Emotionen mitschwingen. Ob’s ums Herzerl geht, ums G’schimpf oder ums G’schamige – diese Wörter erzählen Geschichten vom echten Leben zwischen Berg und Tal.

G’spusi

  • Bedeutung: Liebesbeziehung, (heimliche) Liebelei.
  • Verwendung: „Is des dei G’spusi?“
  • Etymologie: Stammt vom bayrischen „Spusn“ (flirten, anbandeln), das wohl auf das englische „spouse“ (Ehepartner) zurückgeht. Ein Paradebeispiel für Sprachwanderung – mit einem charmanten österreichischen Twist.
  • Kommentar: G’spusi klingt flirty – nicht zu ernst, aber voller Zuneigung. Ein Wort, das ein Lächeln auf die Lippen zaubert.

g’schiascht

  • Bedeutung: süß, lieb, fesch
  • Verwendung: „Des is a g’schiaschter Bua.“
  • typisch für den Tiroler Dialekt: wir mögen viele „sch‘s“
  • Kommentar: Ein echtes Lob! Wer g’schiascht ist, ist nicht nur optisch nett anzuschauen, sondern auch charakterlich „hübsch“.

G’frast

  • Bedeutung: freches Kind, Lausbub, Racker – manchmal auch Schimpfwort.
  • Verwendung: „Du G’frast, loss des bleim!“
  • Kommentar: Eines der liebevollsten Schimpfwörter des Tiroler Dialekts. Sagt man mit Ärger – aber auch ein bissl „liebevoll“ – tirolerisch halt ;-)

g’schamig

  • Bedeutung: schüchtern, zurückhaltend.
  • Verwendung: „Sei net so g’schamig, red mit eam!“
  • Etymologie: Vom deutschen „schamhaft“. Das Präfix „g-“ gibt’s im Dialekt häufig als Kürzungs- oder Lauterleichterung.
  • Kommentar: G’schamig ist ein warmes Wort – es bezeichnet nicht Schwäche, sondern Sanftheit. In einer Welt voller Lautstärke wird’s fast zur Wohltat.

G‘spür

  • Bedeutung: Gefühl, Gespür.
  • Verwendung: „Der hot a guats G‘spür für Leit.“
  • Kommentar: Eines dieser Dialektwörter, das fast schöner klingt als die Hochdeutsch-Variante. Weich, empathisch, ganz ohne Schnörkel.

g‘freit mi

  • Bedeutung: freut mich.
  • Verwendung: „Gfreit mi, dass ma uns gsegn hom!“
  • Kommentar: Herzlicher geht’s kaum. Ein Ausdruck echter Freude – ehrlich, unkompliziert, menschlich.

Fazit

Das „G“ zeigt, wie nah Dialekt am Leben ist: Liebe, Freude, Schüchternheit, Schimpf – alles in einem Buchstaben. Vom G’spusi bis zum G’frast, vom G’schamigen bis zum G’schiaschten – immer geht‘s ums echte G’fühl.
Und beim nächsten Mal hoangascht’n wir dann über‘s H – des wird hetzig & hitzig. ...


Wilder Kaiser

Moment mal – ein Berg als Autor? Genau! Der Wilde Kaiser übernimmt hier das Ruder und erzählt aus erster Hand, was in seiner Region los ist. Mit einem Augenzwinkern und jeder Menge Wissen gibt er Einblicke in Natur, Kultur und das Leben rund um seine majestätischen Gipfel. Ob spannende Anekdoten oder interessante Veranstaltungen – der Wilde Kaiser weiß, wovon er spricht. Immer nah dran und immer mit dem richtigen Riecher für spannende Themen! Der "Wilde Kaiser" schreibt also ausschließlich Infoblogs und keine Meinungsartikel.

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