© Mathäus Gartner
Hinter den Kulissen

Andrea Gerhard: Im Einsatz für den „Bergdoktor“ und unseren Planeten

von Theresa Aigner Erstellt am 12. November 2021

für Bergdoktor Fans für Weltretter*innen

Seit 2019 ist Andrea Gerhard als selbstbewusste Arzt-Assistentin "Linn Kemper" fixer Besandteil der TV-Serie "Der Bergdoktor". Während alle gespannt der neuen Staffel entgegen fiebern, haben wir mit der sympathischen Schauspielerin über ihren Podcast, grüne TV-Produktionen und die Rettung der Welt gesprochen.

Immerhin vermuten ihre Mitreisenden – der Maske sei Dank – dieser Tage nicht mehr, dass sie stundenlange Selbstgespräche führt, wenn Andrea Gerhard mit dem Zug zum Bergdoktor-Dreh anreist. Denn sie nutzt die 8-stündige Bahnfahrt von Hamburg nach Kufstein, mitunter zum Text Lernen. Aber das ist natürlich nicht der Hauptgrund, warum die Schauspielerin aus Prinzip auf der Schiene an- bzw. abreist. „Im Jahr 2020 bin ich 23 Mal mit dem Zug angereist und habe damit 4.300 Tonnen CO2 eingespart“, rechnet sie beim Interview vor und bringt damit ihr Anliegen auf den Punkt: Andrea Gerhard engagiert sich für ein grünes und nachhaltigeres Leben. Das tut sie aber nicht nur in Sachen Mobilität – in ihrem Podcast etwa, spricht sie mit Wissenschaftler*innen, Unternehmer*innen, Aktivist*innen, Prominenten und anderen, die sich ebenfalls Gedanken darüber machen, wie es mit unserer Welt weitergehen kann.

Denn dass diese Welt noch zu retten ist, davon ist Andrea Gerhard überzeugt: „Ich bin eine Optimistin. Ich denke, wir können den Wandel noch schaffen. Ob es möglich ist, die Erderwärmung unter 1,5 Grad Celsius zu halten bin ich mir zwar nicht sicher, aber ich bin überzeugt davon, dass eine lebenswerte Zukunft möglich ist, wenn wir uns auf das fokussieren, was wichtig ist.“ Demnach ist es für Andrea Gerhard - die vielen als die sympathische und selbstbewusste Bergdoktor-Assistentin „Linn Kemper“ bekannt ist - nicht „fünf nach zwölf“, sondern „ZWEIvorZWÖLF". Diesen Titel trägt auch ihr Podcast. Dabei ist ihr Ziel ganz klar: Inspirieren und zeigen, wie es gehen könnte.

Bahnfahrerin aus Überzeugung

Das tut auch sie selbst in vielerlei Hinsicht, beginnend bei der An- und Abreise in die Region Wilder Kaiser – die für die Schauspielerin, die seit 2019 fixer Teil der Bergdoktor-Produktion ist – ca. alle zwei Wochen am Programm steht. Andrea Gerhard kommt stets mit dem Zug. Ins Auto oder in ein Flugzeug steigt sie nur in absoluten Ausnahmefällen – etwa bei einem längeren Streik der Eisenbahnbediensteten, wie es 2021 einmal der Fall war. „Da musste ich fliegen, sonst hätte ich den ganzen Drehplan durcheinandergebracht.“ Angenehmer oder schneller war diese Art der Anreise aber keineswegs, im Gegenteil: „Fliegen ist für mich immer stressig und ich bin nicht deutlich schneller am Set.“

Von Hamburg zum Wilden Kaiser braucht Andrea Gerhard mit dem Zug knappe 8 Stunden – die sie bestens zu nutzen weiß. „Ich nenne es mein ‚Zug-Office‘, weil ich in der Zeit wirklich viel abarbeiten kann. Ich nutze die Zeit aber auch zum Lesen, Schlafen oder eben zum Text lernen.“ Und je weiter sie Richtung Süden fährt, je näher die Berge kommen, umso mehr „geht mir das Herz auf“. Denn auch wenn sie gerne in Hamburg lebt – „die Mischung machts aus.“ Selbst auf dem Land aufgewachsen, hat Andrea Gerhard seit jeher einen starken Bezug zur Natur und zu Tieren. „Genau darum geht es mir bei meinem Engagement: Das zu schützen, was diese Welt so lebenswert macht und was wir lieben. Warum komme ich - aber auch die Urlauber - so gerne zum Wilden Kaiser? Weil wir alle die atemberaubende Natur, die wir vorfinden, lieben. Und damit wir das auch weiterhin genießen können, müssen wir gut darauf achten.“

Auf dem Weg zur „Green Production“

Neben Podcast und Mobilität engagiert sich Andrea Gerhard aber auch direkt an ihrem Arbeitsplatz – der Produktion der TV-Serie „Der Bergdoktor“, die jedes Jahr vom Frühsommer bis in den Dezember am Wilden Kaiser stattfindet. Dort ist man auf dem besten Weg dazu, zur „Green Production“ zu werden. „Ein Film-Set ist ein eigener Mikrokosmos. Auch hier müssen wir uns Gedanken darüber machen, wie wir unsere CO2-Emissionen senken und den Dreh so umweltbewusst wie möglich gestalten“, erklärt Andrea Gerhard, was man eigentlich unter einer „Green Production“ versteht. Da gäbe es mehrere Ansatzpunkte: „Das fängt beim Stromverbrauch an, geht über die Kulisse, über unser Gewand, die Maske, das Licht, die Mobilität bis hin zum Essen.“ Optimal wäre es, bei all diesen Themen die umweltfreundlichste Herangehensweise zu forcieren und auf Kreisläufe zu achten. „Nehmen wir die Kulisse als Beispiel, das verhält es sich beim Film ähnlich wie auf Messen: Zuerst wird etwas aufgebaut und wenn der Film im Kasten ist, wird das Zeug weggeworfen. Da entsteht unglaublich viel Müll. Auch hier müssen mehr Kreisläufe entstehen in der ganzen Filmbranche.“ Selbiges gilt fürs Gewand: „Beim Bergdoktor versuchen wir immer wieder die Sachen aus dem Fundus zu verwenden.“

Und sollten gewisse Kleidungsstücke endgültig aus der Mode und damit nicht mehr für die Serie verwendbar sein, dann weiß der Tourismusverband damit etwas anzufangen: Beim Fantag 2021 in Scheffau wurde Original-Filmkleidung für den guten Zweck versteigert – 5.000 Euro für den Scheffauer Sozialtopf sind dabei zusammengekommen. Aber auch das Essen ist ein Thema, „ein sehr emotionales – privat wie beruflich“, wie Andrea Gerhard weiß. „In Tirol ist die Küche ja schon sehr fleischlastig. Sagen wir so: Ich hab schon sehr oft Spinatknödel gegessen“, schmunzelt Andrea über jenes vegetarische Gericht, das auch In Tirol so gut wie überall auf der Karte steht.

Inspirieren statt Mahnen

Sie selbst ernährt sich vegetarisch, oft auch vegan – inzwischen gibt es auch am Set zwei „Veggie Days“, bei denen fleischlos gekocht wird. Das ist nicht zuletzt dem sehr engagierten und kreativen Set-Koch-Duo Lukas und Christian zu verdanken. Die beiden lassen sich auch mal schnell von Andrea erklären, wie sie ihre vegane Carbonara zubereitet – und das wird dann kurzer Hand nachkocht. Denn auch hier setzt Andrea mehr auf Inspiration und positive Vorbildwirkung, als auf erhobenen Zeigefinger. Dabei hat sie mit ihren Kolleg*innen zum Glück Gleichgesinnte bzw. Verbündete – darunter nicht zuletzt den „Bergoktor himself“ alias Hans Sigl. Dem Schauspieler hinter der Rolle, sind gesellschaftlich relevante Themen, wie eben der Umgang mit unserem Planeten, ein zentrales Anliegen. „Das ist natürlich super, wenn vom Hauptdarsteller bis hin zum Produktionsleiter alle dabei sind.“

Was bei Andrea der Auslöser dafür war, sich für das Klima und den Schutz unseres Planeten zu engagieren? „Meine große Tierliebe kommt schon aus meiner Kindheit auf dem Bauernhof, wo wir mit Tieren aufgewachsen sind – ich mir aber irgendwann die Frage stellte, ob der Hase auf dem Teller der ist, den wir bis vor kurzem noch gestreichelt haben. Heute esse ich kein Fleisch mehr, weil für mich kein Tierleben fünf Minuten Genuss beim Essen wert ist.“ Dass sie abseits vom Ändern der eigenen Gewohnheiten - etwa in Sachen (Fleisch-)Konsum, Mobilität oder die bewusste Auswahl des Stromanbieters - auch darüber hinaus aktiv wurde und einen Podcast gestartet hat, geht mitunter auf einen Abend im berühmten Berliner „Adlon“-Hotel zurück.

„Ich war eigentlich noch ziemlich frisch in der Bergdoktor-Produktion und hatte das Glück, mit dem Bergdoktor-Team die ‚Goldenen Kamera‘ überreicht zu bekommen, die wir 2019 gewonnen haben. Dort war auch Greta Thunberg zu Gast. Insgesamt war es ein Abend, der sehr im Zeichen des Klimas stand. Das war auf der einen Seite total inspirierend, aber andererseits hab ich mir auch viele Gedanken gemacht, als viele jener, die am Vorabend noch ‚Standing Ovations‘ für den Klimaschutz geliefert haben, sich mit Flugzeug und Co. auf den Heimweg gemacht haben.“ Da stand für Andrea Gerhard fest, dass sie die Idee einen Nachhaltigkeitspodcast zu starten nun endlich in die Tat umsetzen wird, um sich gemeinsam mit anderen Gedanken darüber zu machen, wie man Widersprüche wie diese auflösen und die Welt ein Stückchen grüner und gerechter machen kann.

„Man muss nicht perfekt sein“

Dabei ist ihr wichtig zu betonen: „Man muss nicht alles perfekt machen, um einen Beitrag zu leisten. Es geht nicht darum Verzicht zu predigen – es geht viel mehr darum, so manche Gewohnheit zu ändern“, erklärt sie ihren Zugang zur Rettung der Welt. „Wenn sich jemand denkt: ‚Puh, mit dem Zug in den Urlaub zum Wilden Kaiser zu fahren ist umständlich und mühsam‘, dann empfehle ich, es einfach mal auszuprobieren. Denn was viele nicht wissen: Es gibt zum Beispiel einen Gepäckservice der Deutschen Bahn, mit dem man das Gepäck schon vorausschicken kann und dann ganz entspannt ohne Schleppen anreisen kann. Mehr Nachhaltigkeit lässt sich oft schon durch ein bisschen mehr Planung erreichen. Diese Zeit nehme ich mir gerne.“

Wer den Podcast noch nicht kennt und einmal hinein hören möchte – hier entlang! "ZWEIvorZWÖLF" hat außerdem einen eigenen Social Media Auftritt, auf dem in der Weihnachtszeit ein interaktiver, nachhaltiger Adventkalender zu finden sein wird. Einfach mal reinschauen.

Theresa Aigner

Als gelernte Journalistin freut sich die nunmehrige Presse-Verantwortliche der Region Wilder Kaiser immer, wenn sie einen Beitrag für unseren Blog gestalten darf. Egal ob Bergsport, Kulinarik, Politik oder Kultur – diese Frau hat zu jedem Thema tausend Fragen und stellt sie schon mal in einer Geschwindigkeit, dass ihren Gesprächspartner*innen hören und sehen vergeht. Nur gut, dass Theresa die vielen Gespräche mit interessanten Menschen aus der Region am liebsten schriftlich dokumentiert – und hier genug Platz zum Teilen hat.

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