50 Rosen fĂŒr jede KuhAlmabtrieb & Almfestwoche in Söll
von Viktoria Gruber Erstellt am 08. September 2018
fĂŒr Kulturinteressierte
Am Wilden Kaiser wird der Almabtrieb jedes Jahr zu einem groĂen Fest. Wenn die reich geschmĂŒckten KĂŒhe und ihre Senner in die heimatlichen StĂ€lle ziehen, begrĂŒĂt besonders Söll die glĂŒcklichen âHeimfahrtenâ mit Musik und MarktstĂ€nden. Schon die ganze Woche davor leben in der Almfestwoche alte bĂ€uerliche Traditionen wieder auf.
Wenn Milchkuh âNageâ am Almabtriebstag gegen 10 Uhr den Stall der Walleralm oberhalb von Scheffau/Tirol verlĂ€sst, beginnt ihr groĂer Auftritt. Hochdekoriert mit farbenfrohen âBoschenâ auf dem Kopf und einer tief klingenden Glocke um den Hals stolziert die Leitkuh vor ihren ĂŒber 50 Artgenossinnen Richtung Tal. Mit dem Söller Almabtrieb am Wilden Kaiser endet fĂŒr Tiere und Bauern der etwa 100 Tage dauernde Bergsommer: âDiese Tradition ist fĂŒr uns Symbol und Dank fĂŒr einen unfallfreien Sommerâ, erklĂ€rt Sennerin Daniela Horngacher. FĂŒr die Söller OrtsbĂ€uerin geht damit auch eine wochenlange Vorbereitung zu Ende.
Bereits Anfang August lĂ€dt Daniela Horngacher Freundinnen und Familienmitglieder zum âRöserlbindenâ auf die Walleralm nahe Söll am Wilden Kaiser ein: âWir basteln fĂŒr jedes unserer 55 Tiere ein buntes Gebinde aus etwa 50 Krepprosenâ, erzĂ€hlt die Sennerin, die mit ihrem Ehemann Alois und den drei Kindern den Kaufmann-Hof in Söll bewirtschaftet. Die richtige Technik fĂŒr den prĂ€chtigen Kopfschmuck des Viehs hat Daniela Horngacher als Kind von ihrer Mutter gelernt: âUns ist es wichtig, solche BrĂ€uche fortzufĂŒhren und an die nĂ€chste Generation weiterzugeben, meistens an die Töchter.â Ihr Mann und die Söhne kĂŒmmern sich, wie Daniela Horngacher schmunzelnd erzĂ€hlt, eher um andere Arbeiten: Traditionell fĂ€llen sie einige Tage vor dem Almabtrieb in ihrem Wald eine Tanne, deren Ăste gemeinsam mit den Blumen zu einem âAlmboschenâ gebunden werden. âAuĂerdem mĂŒssen wir fĂŒr jede Kuh die passende Glocke findenâ, so die BĂ€uerin. Abschied vom Almsommer nehmen Familie und Freunde beim âOgrunâ, dem âZusammenrĂ€umenâ am Vorabend. Wie es im Tiroler Unterland ĂŒblich ist, stoĂen alle nochmals auf die Gesundheit von Mensch und Tier an.
Der groĂe Tag beginnt um 5.30 Uhr mit dem Melken. Danach herrscht Betriebsamkeit auf der sonst so beschaulichen Walleralm: die MilchkĂŒhe und das Jungvieh werden geputzt, geschmĂŒckt und mit Glocken um den Hals versehen, ehe es um 10 Uhr heiĂt: âHoam gehtÂŽsâ. Begleitet von Familie und Freunden marschieren die Tiere, allen voran Leitkuh âNageâ, etwa zwei Stunden ins Tal. Dort werden sie gemeinsam mit anderen Alm-Heimkehrern um 12 Uhr von der örtlichen Musikkappelle mit einem StĂ€ndchen empfangen. AnschlieĂend ziehen die KĂŒhe in die heimischen StĂ€lle. Mit hausgemachten Krapfen, AlmkĂ€se und Bauernspeck feiern Einheimische und GĂ€ste das glĂŒckliche Ende des Bergsommers im Söller Dorfzentrum bei einem fröhlichen Volksfest.
Urlauber können in Söll am Wilden Kaiser neben dem Almabtrieb auch einige der schönsten bĂ€uerlichen BrĂ€uche kennenlernen oder typische Tiroler Schmankerl zubereiten: WĂ€hrend der âAlmfestwocheâ laden im Hexenwasser Almbauern zur Sennerarbeit ein, in den KĂŒchen der umliegenden HĂŒtten können Interessierte frisches Brot backen und lernen, wie Brodakrapfen und Kirchtagskiachl zubereitet werden.